18. Oktober 2017
Kölner Innenstadt

Der Sommer ist Gott sei Dank nochmal für ein paar Tage zurückgekehrt und hat Deutschland mitten im Weihnachtsdeko-und-Lebkuchen-Wahn eingeheizt! Vor allen Dingen gab es Licht, Sonne, Helligkeit! Das brauchten wir alle dringend! Stimmt’s?

Das ist es auch, was ich an den kommenden Jahreszeiten nicht mag:
Die Dunkelheit. Niemand hat was gegen Schnee im Dezember, aber bitte rechtzeitig die Glühbirne auswechseln und das Licht dazu anmachen!

Es ist sonst einfach zu dunkel und trist.
Um meinen Akku wieder ausreichend zu füllen, geht es in ein paar Tagen wieder in die Sonne, das hier die letzten Tage war „nett“, aber nun brauche ich nochmal den großen Bruder davon!

Man muss jetzt schon gut vorsorgen und die dunklen Tage durchplanen, sonst geht man ab Januar auf dem Zahnfleisch…

Letzte Woche habe ich es endlich geschafft, das letzte Kapitel eines meiner Lieblingsbücher zu lesen. Es heißt „ 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ und ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen. Es verändert einen. Es verändert die Sicht auf das eigene Leben. Es korrigiert Denkweisen. Es wirkt. Sofort.

Und eben dieses letzte Kapitel hat mich zum heutigen Blog inspiriert, denn es enthält ein wunderschönes Bild, das bei mir sofort wieder „Whooooosh“ gemacht hat. Wie waren ja oben schon beim Thema „Licht“.

Die Autorin Bronnie Ware erzählt die Geschichte ihres Leben, schildert ihre Erkenntnisse und Einsichten in ihrer Arbeit mit Sterbenden und nimmt einen mit auf die bewegende Reise und auf ihren steinigen Weg ins Glück. Im letzten Kapitel zieht sie Resümee und stellt einen beeindruckenden Vergleich auf und sieht jeden von uns als „Glühbirne“, den ich sensationell finde.

Wir kommen als hell strahlende Glühbirne zur Welt. Uns ist meistens und hoffentlich wenig bis nichts Schlimmes wiederfahren und wir bringen nichts als Licht in die Welt.
Jeder von uns macht dann nach und nach Erfahrungen, die uns beeinflussen und uns verändern. Natürlich sehr viele positive, aber auch negative. Wir wachsen heran. Menschen kommen und gehen und das Leben beginnt. Kindergarten, Schule, Lehrer, Freunde, Ausbildung, Studium, Partner, Kollegen, von Familienkonstellationen, die einen ein ganzes Leben begleiten mal ganz abgesehen. Das einst so helle Licht – unsere immer strahlende Glühbirne – wird nun nach und nach mit Dreck beschmissen – durch andere, aber auch gerne durch einen selbst! Wir selbst sind ganz groß darin, streng, hart und nicht gerade milde mit uns zu sein.
Zu groß die Nase, die Brust zu klein, der Hintern zu dick, die Beine nicht schlank genug, nicht intelligent genug oder zu dumm. Läuft bei uns!

Wir geben uns mit halbklassigen Jobs zufrieden, die uns unglücklich machen, lieben Menschen, die unsere Liebe nicht verdienen, bestrafen uns oder leben ein fremdbestimmtes Leben. Alles nur, weil man schon Dreck auf der Glühbirne hat. Weil man es gewohnt ist, „dreckig“ zu sein, also lässt man es so laufen.
Aber irgendwann scheint das Licht auszugehen, das Helle, unser Strahlen verschwindet. Fast gänzlich. Man fängt aus Frust auch damit an, andere Glühbirnen mit Dreck zu beschmeißen. Man gewöhnt sich an die Dunkelheit und den Dreck, obwohl man merkt, dass hier eigentlich etwas gehörig falsch läuft.
Über Jahre. Jahrzehnte. Manchmal ein Leben lang.

Und dann kommt er! Der Tag!
Der Tag, an dem der festgetrocknete Dreck abplatzt, entweder von allein oder durch Menschen, die dein Licht sehen und den Dreck abkratzen.
Genau an dieser Stelle scheint dann wieder Licht hindurchzukommen.
Das Glas wird dadurch heißer und immer mehr tropft der Dreck außen am heißen Glas ab!

Manches ist eingebrannt und man kann nur vorsichtig versuchen, alles abzubekommen, denn das Glas ist empfindlich! Wir sind empfindlich. Wir brauchen Zeit, um uns von dem Dreck zu lösen, denn es wird immer heller und man muss erstmal wieder lernen, mit soviel Licht klarzukommen. Manches braucht aber vielleicht auch ein bisschen mehr Arbeit und nimmt Zeit in Anspruch und… Geduld…

Andere werden in dieser Zeit – und das wahrscheinlich solange es Menschen gibt – natürlich weiterhin versuchen, uns mit Dreck zu beschmeißen und auch wir werden hin und wieder wahrscheinlich wieder selbst tätig werden… Leider!
Das ist dann wohl das, was man Leben nennt. Perfekt und rund läuft es nun mal nicht, hatten wir ja letzte Woche!

Aber fernhalten so gut es geht sollten wir uns von schlechten Gedanken und von Leuten, die permanent mit Dreck werfen, schon. „Schmutzkatapulte“!
Wieder andere werden sich von dem Licht magisch angezogen fühlen und unsere Nähe suchen, sich bildlich gesprochen „auf uns draufsetzen“! Auch das verdunkelt unser Glas und meistens kommt nach einer Motte, eine ganze Schar. Mein Tipp: Am besten so heiß strahlen, dass man sich beim Landen die Füße verbrennt! 😉

Wir hingegen dürfen das Glas aber trotzdem niemals abkühlen lassen, dann kann alles, was kommt, auch nicht mehr kleben bleiben, denn Feindseligkeiten und Schlechtes werden zwar immer wieder in unsere Nähe gelangen, aber entweder mit einem „Zisch!“ verdunsten oder nach und nach abtropfen oder verkohlen.

Wir müssen „an“ bleiben, „die Lampe“ anhaben und damit meine ich nicht, dem Schnaps morgens schon zuzwinkern.

Wir müssen dafür sorgen, unseren heißen Draht glühen zu lassen, innerlich. Das erhellt dann durch … ja, Physik und Logik – so haben wir es alle gelernt – das ganze Glasding namens Birne und „Schwupps“ – dadurch wird es heller bei uns.
Überall um uns rum.

Klingt einfach, ist es eigentlich auch, nicht immer, aber immer öfter!

Also, „glüht“ um die Wette, machen wir es hell in uns und um uns herum!

Lasst uns straaaaahlen!

Euer Gerrit